Windhunde sind Jagdhunde ...

... und zwar die ältesten Jagdhundrassen seit Menschengedenken:


Es gab noch keine weitreichenden Waffen (Pfeil und Bogen, Schusswaffen) und die Menschen waren auf einen schnellen Hund angewiesen, der auf "Sicht" und selbständig jagte. Also wurden natürlich nur Hunde mit diesen erwünschten (!!) Eigenschaften verpaart. Schon sehr früh bildete sich der typische Windhund heraus, der sich in vielen Details von den übrigen Hunderassen unterscheidet. -

Während all die anderen - späteren - Jagdhundrassen Spezialisten in Teilbereichen der Jagd waren, war bei den Windhunden erwünscht, dass sie vollkommen selbständig jagten:
Sie sollten das Wild möglichst frühzeitig sehen - daher haben Windhunde ein deutlich besseres Sehvermögen als alle anderen Hunderassen! Sie jagen also auf Sicht und das heisst auch für unsere heutigen Windhunde:

Wenn sich irgendetwas schnell von ihnen wegbewegt, werden sie unweigerlich durchstarten! Das ist ein "Schlüsselreiz", der fast so zwingend wirkt, wie ein Reflex.



Auch wenn ein Windhund in seinem ganzen Leben kein Wild zu sehen bekäme, würde er zunächst hinter sich schnell fortbewegenden Objekten herrennen - seien es Autos, Radfahrer, Jogger - und er würde erst mit zunehmendem Alter lernen, dass dies keine "lohnenden" Hetzobjekte sind.


Sie sollten auch schnelles Wild verfolgen. Daher haben Sie u.a. die tiefe Brust, die grosse Lunge, das grosse Herz, den aufgezogenen Bauch... die gesamte Anatomie des Windhundes ist auf grösstmögliche Geschwindigkeit und Ausdauer ausgelegt.

Wobei sich im Laufe der Jahrhunderte gewisse Unterschiede entwickelt haben, die mit den geographischen Gegebenheiten in den Ursprungsländern der einzelnen Windhundrassen zu tun haben.
Grundsätzlich kann man sagen, dass die "westlichen" - also europäischen Windhundrassen (z.B. Greyhound) - eher Sprinter sind, während ihre "östlichen" Vertreter (z.B. Saluki) ausgesprochene Langstreckler sind.

Der Galgo bildet dabei so etwas wie die Brücke zwischen diesen - man könnte also sagen, das er ein "Mittelstreckler" ist.

Schon aus diesen o.g. Punkten ergeben sich viele der Unterschiede, die Windhunde ganz gravierend von allen anderen Hunderassen unterscheiden.
Während man, mit mehr oder weniger Erfolg, bei allen anderen Hunderassen versucht hat, den Jagdtrieb zu unterdrücken, war genau der vorhandene Jagdtrieb das entscheidende Kriterium FÜR einen Windhund!!! -

FAZIT:
Windhunde haben Jagdtrieb!!! Ein Windhund, der keinen Jagdtrieb hat ist (streng genommen) - kein Windhund!
Auch der oftmals mangelnde "Gehorsam" der Windhunde liegt genau in den von diesen Hunden erwarteten Eigenschaften.
Es wäre ziemlich unsinnig, wenn man einem Hund, der in einer Minute ca. einen Kilometer zurücklegt, Anweisungen erteilen müsste.

Er MUSS selbständig entscheiden, wie sich seine Jagd entwickelt - z.B. für wie lange es sich lohnt, hinter einem Wild herzuhetzen.

Windhunde (besonders Afghanen [= Orientalen]) führen bekanntlich regelmässig die "Chartliste der dümmsten Hunde" an. Wer dieser Aussage Glauben schenkt kann nicht unterscheiden zwischen Inteligenz und Gehorsam!


Denn ein Windhund wird immer zuverlässig dorthin zurück kommen wo er Sie "verlassen" hat - aber - WANN (?) das sein wird, entscheidet er! Denn ER tut gerade zuverlässig seine Arbeit ...!!!!
Sein Gehorsam wird sich lediglich auf eine gewisse (geringe!) Distanz zu Ihnen erstrecken - wenn die überschritten ist, wird er selbst entscheiden, was er tut.
Deshalb wird es hin und wieder gelingen, einen Windhund rechtzeitig "abzurufen" - (natürlich BEVOR er durchstartet) - nie aber, wenn die Jagd begonnen hat!

Zu Hause sind alle Windhunde ruhige, leicht zu lenkende Hausgenossen - hier zeigt sich deutlich ihre Wesensähnlichkeit mit Katzen - sie sind verschmust und lieben es, immer in engem Kontakt mit ihren Menschen zu sein - und wenn man nicht im Kommando-Ton mit ihnen umgeht, sind sie bereit, alles zu tun, was man von ihnen erwartet.
Draussen in freier Natur zu sein, heisst jedoch für jeden Windhund auf der Jagd zu sein! Das solle man sich stets vor Augen halten!

Man sollte daher NIE vergessen, dass Windhunde NIEMALS "Diener" der Menschen waren, sondern stets in engster Lebens- und Jagdgemeinschaft mit dem Menschen lebten - und das seit Jahrtausenden!!!

Monika Giese
September 2005